"ergophilista klingt toll! Aber was soll das heißen?“ Diesen Satz höre ich oft. Da man sich gewöhnlich nicht allzu viele Gedanken über Namen von Unternehmen macht, schließe ich auf gesteigertes Interesse meines Gegenübers und freue mich euch heute mehr über ergophilista und mich zu erzählen.
Als die Idee für mein Unternehme bereits geboren war, aber noch der Name fehlte, spielte ich allerlei Gedanken durch. Positiv sollte der Name klingen und einzigartig und man sollte ihn aussprechen können. Eine Bedeutung wäre auch noch klasse, ach und es muss einfach passen. So ging ich Idee für Idee durch, kam vom einen zum anderen, ging bei manchen mehr in die Tiefe und verwarf andere direkt zu Begin. Um mich abzulenken klickte ich mich durch Pinterest und kam durch Zufall auf einen Link zum Thema „-phile“ neben der Liebe zu Hunden und Regen gab es dort auch den Begriff „ergophile“ der einen Menschen beschreibt, der es liebt zu arbeiten. Und da war es: ergophile, ergophilista, genial!
„Ja, aber kann man es denn dann nicht auch Workaholic nennen?“ fragte mich der ein oder andere. Nein. Mir geht es nicht darum möglichst viel zu arbeiten - ich liebe meine Arbeit. Ich sehe sie nicht als Strafe an, die ich zu erfüllen habe, sondern als Geschenk, mit dem ich gerne Zeit verbringe, besonders mit den Menschen, mit denen ich durch ergophilista in Kontakt komme. Ich habe mich bewusst für diesen Weg und diese Arbeit entschieden. Ein 0815 Job, ohne einen für mich ersichtlichen Sinn, ist für mich keine Option. Ich erwarte mir mehr von meiner Arbeit. Und wer mehr erwartet, muss auch mehr leisten. Daher lege ich viel Herzblut und Leidenschaft in mein tägliches Schaffen.
Der Grundstein dafür liegt in meiner Kindheit. Aufgewachsen bin ich zwischen dem Laden meiner Mutter und dem Marktstand meines Vaters. Von klein auf klebte ich Preisschilder auf, half bei der Inventur und bediente die Kunden. Ich wurde nie von meinen Eltern dazu verdonnert, ich wollte helfen. Die Fotoalben meiner Eltern sind voll mit Aufnahmen von mir, auf denen ich mit der Putzfrau den Boden wische, mit meiner Großmutter an der Kasse stehe oder in meinem eigenen Pop Up Store Freundschaftsbänder verkaufte – bevor man überhaupt eine Idee davon hatte, was ein Pop Up Store ist. Wenn ich nicht in den Verkaufsstellen meiner Eltern unterwegs war verbrachte ich gerne meine Zeit damit in den umliegenden Geschäften mein Unwesen zu treiben. Als Kleinkind sortierte ich die Krippenfiguren beim Holzschnitzer gegenüber und im Grundschulalter verkaufte ich leidenschaftlich gerne Schuhe in einem benachbarten Schuhgeschäft. Ich lernte wie ich mit Kunden umzugehen hatte und konnte bald einschätzen wie Menschen auf mich reagieren. Das Spiel zwischen Verkäufer und Kunden faszinierte mich und mein Dienstleistungsgedanke wurde immer ausgeprägter.
Meine Eltern waren auch sehr engagierte Helfer an den jährlichen Veranstaltungen bei uns im Ort und ich natürlich mit von der Partie. Meine Highlights waren der umfangreiche Aufbau für den Bürgerball – 90er Jahre live, Deko-Lackfolie, überdimensionale Schleifen und unzählige Luftballons in schwarz und lila – der sich immer über eine Woche erstreckte und das alljährliche Altstadtfest an dem ich mein Zeitmanagementtalent früh ausleben konnte. Ich wollte alles mitbekommen und hatte das Glück von Menschen umgeben zu sein, die mich unterstützen und mir viel Vertrauen entgegenbrachten. Kaum konnte ich über den Rand der Zapfanlage schauen, lernte ich Bier zapfen und ich war noch in der Grundschule, als ich meine erste Tanzaufführung leitete, da unsere Trainerin verhindert war. Wenn viel los war, ich verschiedenste Aufgaben unter einen Hut bekommen musste, Massen an Menschen unterwegs waren und ich mitten drin sein konnte, dann war ich in meinem Element. Und daran hat sich bis heute nichts geändert.
Sobald es der Jugendschutz erlaubte arbeite ich in der Gastronomie. Im Café, im Kiosk, in der Kneipe, mich störten weder die undankbare Bezahlung, noch die Arbeitszeiten. Ich hatte Spaß daran Teil einer Maschinerie zu sein, die funktionieren musste, in der jeder ein Rädchen ist, das sich drehen muss, damit das große Ganze läuft. Obwohl ich über verschiede Alternativen zu meiner Berufswahl nachdachte und auch Studiengänge in Betracht zog, entschied ich mich für eine Ausbildung zur Hotelfachfrau. Spätestens nach meinem Praktikum, in dem ich in einem 5-Sterne-Haus in München eine Woche lang ohne Bezahlung Zimmer putzte und die Hemden des GMs bügelte, war mir klar, dass das der harte Weg sein würde, aber auch dies brachte mich nicht von meiner Entscheidung ab.
Nach vielen Etappen, Phasen im Ausland, Abbiegungen, Kreuzungen und Entscheidungen stehe ich nun hier und kann mit voller Überzeugung sagen, dass ich das, was ich tue, mit Leidenschaft und Herzblut tue, und dass ich meine Arbeit liebe. ergophilista eben.
Habt eine schöne Woche und viel Spaß!
Eure Julia
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