Leidenschaft. Ein ziemlich imposantes Wort, oder? Laut Duden beschreibt es u.a. eine "große Begeisterung, ausgeprägt (auf Genuss ausgerichtete) Neigung, Passion für etwas, was man sich immer wieder zu verschaffen, was man besitzen sucht, für eine bestimmte Tätigkeit, der man sich mit Hingabe widmet."
Auf die Arbeit bezogen trifft es das für mich mittlerweile ausgesprochen gut. Hingabe, etwas was man mit Genuss tut. Aber bis hierher war es ein weiter Weg. Und ich habe mich oft gefragt: "Sind das die Attribute die ich mit meiner Arbeit verbinde? Und wenn nein, woran liegt es? Und was hat dies für einen Einfluss auf meine Arbeit? Und auf meine Stimmung?"
Wenn man von Menschen liest oder hört, die ihr Hobby zum Beruf machen fällt es leicht, sich vorzustellen, wie großartig sie sich fühlen. Man tut was man liebt, bestenfalls jeden Tag und verdient dabei auch noch Geld. Perfekt. Klar, dass man dann von Leidenschaft sprechen kann. Aber kann denn jeder Surflehrer auf Hawaii werden? Nein. Aber ist das jedermanns Traum? Ich glaube nicht.
Für mich war und ist die Basis, zu sich selbst ehrlich zu sein. Was ist MEINE Leidenschaft? Ist es meine Passion Titel zu sammeln? Löst es große Begeisterung in mir aus anderen zu helfen? Ist es meine ausgeprägte Neigung Programme zu schreiben? Oder kann ich mich vielleicht gar nicht auf eines festlegen, weil ich mehr als eine Sache mit Leidenschaft tue?
Als mir endlich klar war, welche Arbeit ich mit Leidenschaft mache, ging es an die Überlegung, an welchem Arbeitsplatz ich dies ausleben könnte. Oft sind wir durch unser Umfeld und unsere Erwartungen so auf ein bestimmtes Tätigkeitsfeld gepolt, dass uns der Weitblick fehlt, um alle Möglichkeiten zu erkennen. Und dann kommt noch der Erfolgsdruck dazu. Die Gesellschaft erwartet, dass wir "richtige Jobs" machen, langfristig, bestenfalls mit unbefristetem Vertrag, dass wir nach immer mehr streben und nach höheren Positionen. Viele zweifeln an, dass man mit einem, in ihren Augen "minderwertigen Job" glücklich sein kann. Und die Angst vor dem eigenen Mut macht die Sache noch schwerer.
Irgendwann überlegte ich also: "Was ist mir wichtiger, ein Job der mich glücklich macht oder ein Job der den Erwartungen entspricht?" Wenn beides miteinander einher geht umso besser. Aber muss ich mich ducken, weil ich meinen Beruf leidenschaftlich gern tue und ihn andere nicht wertschätzen? Und woher nehmen sich eigentlich die Leute das Recht über die Leidenschaft anderer zu urteilen? Warum geht man z.B. immer davon aus, dass eine junge Frau, die im Service arbeitet eine Studentin ist? Ich kann nicht mehr zählen, wie oft ich nach meinem Studiengang gefragt wurde und wie den Leuten die Kinnlade runter klappte, wenn ich ihnen erklärte, dass ich bereits fertig studiert und auch eine abgeschlossene Ausbildung habe und dennoch im Service arbeite und dabei auch noch Spaß habe.
Überhaupt macht es doch jeden Job besser, wenn man ihn, wenn schon nicht mit Leidenschaft, zumindest mit einer positiven Einstellung ausübt. In den gut zehn Jahren die ich in der Gastronomie-, Hotellerie- und Eventbranche tätig bin, gab es so manche Aufgabe bei der ich mich nur kopfschüttelnd fragte, ob das wirklich der Ernst meines Auftraggebers sein sollte. An solchen Tagen half und hilft mir die "fake it till you make it"-Einstellung. Lächeln, Job machen, das Beste rausholen, was man rausholen kann und nicht das eigene Leben und das der Kollegen und Kunden mit schlechter Stimmung belasten. Der Job muss so oder so gemacht werden, dann doch lieber mit einem Lächeln. Oder wie Karl Valentin einst sagte: "Ich freue mich, wenn es regnet, denn wenn ich mich nicht freue, regnet es auch."
Aber ich wollte mehr und habe mich lange damit beschäftigt, was ich wirklich machen will, habe meine Leidenschaft definiert und daraus meinen Beruf gemacht. Als mir gesagt wurde, dass es vollkommen unverständlich sei, dass ich ein unbefristetes Arbeitsverhältnis aufgebe um meiner Hingabe zu folgen, blieb ich standhaft. Es war und ist nicht immer leicht, aber ich bin froh, dass ich diesen Weg gewählt habe. Und wie könnte ich andere für meine Arbeit begeistern, wenn ich selbst nicht dafür brennen würde?
Und, wie schaut es bei euch aus? Brennt ihr für das was ihr tut?
Habt heute alle einen schönen Tag der Arbeit und eine tolle restliche Woche! Eure Julia
p.s. Mehr über mich und meine Arbeit findet ihr hier.

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Mara (Montag, 01 Mai 2017 07:34)
Wahre Worte die zum nachdenken anregen. Hast Du sehr gut gemacht standhaft zu bleiben!